Madison Morrison's Web / MM: The Sentence Commuted
Ten poems from Second (German)

Ten Poems from Second

Translated by Alexandra Sattler

Kline Mountain Music

1

Odysseus verläßt seine Heimat wegen des trojanischen Krieges,

Angeblich um den Raub an Helena zu rächen,

Aber in Wirklichkeit, um Anticlea und Penelope zu entkommen.

Seine Mutter stellte das größere Problem dar,

Weil er nur nach ihrem Tod heimkehren kann.

 

Sie stirbt aus Sehnsucht nach Odysseus,

Nachdem sie ein einsames Leben mit Laertes verbracht hatte,

Der sich ihr schließlich vollkommen entzogen hatte.

Penelope hatte ihren Mann durch ihr Streben,

Ihn an eine Heirat zu binden, gegen die er rebellierte, verloren.

 

Denn er zieht die zauberhafte Bindung an Circe vor

Als die an sie, Calypsos freiheitliches Wollen

Vor Circes, und gibt dies dadurch zu verstehen,

Daß er sieben Jahre bei der Nymphe bleibt.

Zuletzt kehrt er zurück, aber in Verkleidung.

 

Zu dieser Zeit wählt Penelope einen Fremden

Und veranstaltet einen richtig exogamen Wettkampf.

Um seine Frau zurückzubekommen und sich selbst

Gegen Menelaos Schicksal zu versichern,

Schlachtet Odysseus die gesamte Konkurrenz brutal ab.

 

Dennoch wird er wieder gehen.

2

Sohn von Zeus und Maia (der Tochter

Von Atlas), Bruder von Apollo, dessen Vieh

Er am Tag seiner Geburt stiehlt. Wieder nach

Hause gekommen, bespannt er den Schildkrötenpanzer.

Berührt vom Charme der Lyra vergibt Apollo ihm.

 

Führer der Seelen, Bote, ersetzt er

Iris, versetzt Apollo,

Besetzt Eigentum; ist, wie

Odysseus, umsichtig, listig, verschlagen.

Nicht wie O., ist er auch zauberhaft.

 

Er gibt dem zivilisierten Menschen seine

Meistbenötigten Mittel: das Alphabet,

Die Zahlen, Astronomie, Musik.

Dem kaufmännischen Menschen: Gewichte und

Maße, die Kultivierung des Olivenbaumes.

 

Dem poetischen Menschen, der ihn in Arkadien

Anbetete, seine geheiligten Gegenstände:

Eine Palme, eine Elritze, die Zahl 4.

In seinem breitkrempigen Hut, schlangen-

Ähnlichem Stab und geflügelten Sandalen

 

Ist er geheimnisvoll, versteckt, unsichtbar.

3

Wir entsinnen uns, daß Homer, in Odyssee 6,

Den schiffbrüchig im Strand schlummernden

Odysseus geweckt hat durch Schreie

Des Gefolges von Nausicaa,

Die selbst von Athene zurückgehalten wurde.

 

So daß Odysseus—beschrieben von dem Barden

Als ein regendurchnäßter Berglöwe—

Die Schönheit der Königstochter sehen

Und seine Wortgewandtheit zeigen könnte,

Seine Nacktheit mit einem Olivenzweig bedeckend.

 

Homer (Odysseus) vergleicht das Mädchen

Mit Artemis, Tochter von Zeus.

Ihre liebliche Gestalt erinnert den Helden

An das Aussehen einer jungen Palme

Nah bei Apollos Altar auf Delos.

 

Mit Anmut und einer milden Weisheit antwortet

Nausicaa, sichert Odysseus einen

Gastfreundlichen Empfang zu, und zerstreut

Die Befürchtungen ihrer Jungfrauen, die sie anweist,

Ihn zu baden, den von Zeus geschickten Fremden.

 

Manche sehen in ihr das Abbild der Seele.

4

In Kapitel 50 seines Meisterwerks

Hat Cervantes dem Don Bücher

Über das Rittertum empfohlen, im Glauben, daß sie

“Die Melancholie vertreiben würden und

Seine Stimmung steigern, falls sie sich zum Schlechten wendete.”

 

Er spricht von einem See aus Pech, kochend

Heiß, aus dem eine Stimme dem Ritter ein Zeichen gibt,

Ihr zu folgen, und er, umgehend verlassen

Von allen Gedanken an sich selbst, taucht

In die Mitte dieses kochenden Sees

 

Um sich in blühenden Wiesen wiederzufinden,

Schöner als die Elysischen Felder.

Wobei ein gewaltiges Schloß erscheint, dessen

Wände aus massivem Gold und Tore aus Jacinth sind.

Woher eine Gruppe von Mädchen heraustritt,

 

Die den Ritter baden und kleiden, und ihm Speisen reichen.

Nachdem er das Festmahl beendet hat—der Ritter

Stochert in seinen Zähnen herum—erscheint eine

Jungfrau, die lieblichste von allen, setzt sich zu ihm und

Erzählt ihm, von welcher Art das Schloß ist und warum

 

Sie dort unter einem Zauberbann lebt.

5

In Gesang 7 beschreibt Homer den Obstgarten

Im Phäakenland: Blumen, Obst,

Weingärten—sogar Gemüse.

Aus eine Fontäne fließt ein

Klarer Strom in den Palast selbst hinein.

 

Als Odysseus eintritt, bereiten die Gäste

Dem Hermes ein letztes Trankopfer. Unsichtbar

Gelangt er zum König und zur Königin; dann,

Nachdem er sich zu erkennen gegeben hat, schlingt er seine Arme

Um die Knie der mütterlichen Arete.

 

Alcinous wendet sich an ihn wie an einen Vater,

Entfernt Laodamas, seinen eigenen Sohn,

Von einem Sitz neben dem Thron. Sich erhebend

Von der Asche der Feuerstelle, nimmt der Held den

Platz des Sohnes ein, um zu essen und zu trinken.

 

Später bei Cervantes hat Quichotte

Die Tugenden des Amadis von Gallien gerühmt—

Wegen eines Vorteils für Sancho. Dann, anscheinend

Thema wechselnd, sagt der Don,

Daß ein Maler “die besten Maler nachahmen muß”;

 

Daß diese Bestimmung Einfluß haben muß auf alle Tätigkeiten.

Tatsächlich sagt er, daß der, den es verlangt

Wegen seiner Geduld und seiner Umsicht gekannt zu werden, Odysseus

Nachahmen muß, in dessen Person

Homer diese Tugenden verkörpert hat;

 

Genau—fährt der Don fort—wie Vergil

In der Aeneis uns das Bild des

Pflichtbewußten Sohnes gibt, des gewandten,

Mutigen, weisen Führers. Sie

Beschreiben sie, sagt er, nicht wie sie waren,

 

Sondern wie sie sein sollten, um als Beispiele

Für die zukünftigen Generationen zu dienen.

6

Hermes gibt, um Odysseus

Im Kampf gegen den Zauber Circes zu unterstützen,

Ihm Moly, die sagenhafte Pflanze, von deren schwarze

Wurzel und weiße Blüte manche

Denken, daß sie Natur der Menschheit symbolisiert.

 

Hermes selbst vermittelt

Zwischen Himmel und Erde,

Der Welt und der Unterwelt, wo,

In Gesang 11, Odysseus sich,

Hermes-ähnlich, findet.

 

Allegorisches Lesen ist immer

Gefährlich, aber ebenso unvermeidlich.

Für den Neo-Platonisten steht Moly

Für paideia, die Erziehung,

Die es der Menschheit ermöglichen würde, die Kraft

 

Des Lichts in ihr zu erhöhen, das Dunkel ihres

Irdischen und sinnlichen Seins zu zerstreuen. Hermes,

Dreimal mächtig, verschenkte diese Licht.

Für den Alchemisten representiert Moly

Den lapis, Mittel der Umwandlung,

 

Oder der Umformung des Bewußtseins.

7

Faust ist eine andere Geschichte: der magische

Odysseus; Aeneas entgegengesetzt, scheint

Durch das Mittelalter; aber noch immer Homerisch

Wandert dieser Geist durch Goethes Leben.

(Oder ist es Goethe, der durch seinen wandert?)

 

Wir fangen mit dem Prolog im Himmel an: der Teufel

Hat die Erlaubnis erhalten, sich am

Untergang der Seele des Helden zu versuchen, der Herr

Bleibt zuversichtlich, daß er versagen wird.

Das Stück selbst fängt mit Fausts

 

Eingehen in einen Pakt mit dem Teufel an,

Dessen Sklave er sein will, sollte Faust

Vor jeglicher ihm verschaffter Freude

Ausrufen: “Verweile doch, du bist so schön!”

Dann folgen Versuche zur Befriedigung,

 

Die in dem Vorfall mit Gretchen kulminieren,

Die Faust, vom Teufel angestiftet,

Obwohl nicht ohne einige Widerstände seines

Besseren Selbsts verführt, und auf diese Art

Ihren unglücklichen Tod herbeiführt.

 

Hier endet Teil I.

8

Die Handlung von Teil II ist komplex

Und seine Symbolik undurchichtig. Er besteht

Aus zwei Teilen, im ersten findet die Begebenheit

Mit Helena statt, ursprünglich

Von Goethe als einzelnes Poem gedacht.

 

Helena, die die perfekte Schönheit, wie sie von der

Griechischen Kunst hervorgebracht wurde, verkörpert,

Wird aus dem Hades zurückgerufen und leidenschaftlich von Faust verfolgt,

Aber ihm letztendlich entrissen. Euphorion,

Deren Sohn, der dieVerbindung

 

Von Klassik und Romantik personfiziert, und am Ende

Lord Byron repräsentiert, verschwindet

In einer Flamme. Im zweiten Teil geht Faust,

Gereinigt, dem Dienst an der Menschheit

Nach, Land dem Meere abringend.

 

Jedoch wird er von Sorge ergriffen und geblendet.

Zufrieden im Bewußtsein, eine gutes Werk

Getan zu haben, ruft er dem fliehenden Augenblick

“Ah, verweile doch, du bist so schön!” zu

Und sinkt tot nieder. Die Hölle versucht,

 

Seine Seele zu ergreifen, aber sie wird von Engeln mit sich fortgetragen.

9

“Aufzeichnungen aus einem Totenhaus,” das Werk,

Das den reiferen Dostojewskij ankündigt,

Enthält sein wesentliches Selbst, herrührend

Aus einer tiefen Ebene seiner Persönlichkeit.

Hier ist seine tragische Intuition

 

Ausgedrückt in seiner am meisten unverfälschten

Und schonungslosesten Form. Hinausgehend

Über Kunst und Literatur, nimmt das Werk seinen

Platz zwischen den großen mystischen Offenbarungen

Der Menschheit ein (vgl. Augustinus, Pascal).

 

Die irrationale Grundlage des Universums—

Jenseits aller Unterscheidungen von

Gut und böse—ist in dieser

Unerwarteten, paradoxen

Form enthalten. Als eine literarische

 

Darstellung betrachtet, ist es

Dostojewskijs originellstes Werk, dennoch auch

Sein unliebenswürdigstes, sogar “grausamstes.” Es sollte

Nicht denen empfohlen werden, die entweder

Ungenügend stark sind, über es hinwegzukommen

 

Oder zu unschuldig, um unvergiftet zu bleiben.

10

Fitzgerald verteidigt in seinen “Postscripts”

Buch 24 gegen die Separatisten,

Die, so früh wie Aristophanes,

Auf Zeile 296 des Buches 23

Als des Gedichtes “Ziel” hingewiesen haben.

 

“In dieser Zeile” sagt Fitzgerald, “in der

Odysseus und Penelope zu Bett gehen,

Könnte der Schluß eines altmodischen

Kinofilms sein, aber nicht der eines Gedichtes

Wie dieses es ist. Buch 24

 

Betont er, ist voll und ganz homerisch. Erwähnungen

Über Laertes anderswo erfordern das; ebenso

Anspielungen auf die Nachwirkungen des Kampfes

Mit den Freiern. “Der Vergleich zwischen Penelope

Und Klytaimnestra . . . wird hier abgerundet.”

 

Aber es gibt “einen anderen Grund” sagt er,

“Und einen ziemlich großen. Wenn es Homers beiläufige Absicht

War, mit der Odyssee die Ilias zu beenden,

Komplettiert Buch 24 in der Tat

Beide Gedichte gleichzeitig . . . Agamemnon

 

Und Achill sind hier unter den Toten

Versöhnt und, wie die Ilias mit Hektors

Begräbnis endet, kommt die Odyssee

Nicht zu einem Schluß, bis auch das Begräbnis

Von Achill beschrieben wurde.” Folglich

 

Die Einheit der zwei Gedichte ist bestritten.